Dividendenstrategie – Was verbirgt sich hinter dieser „sicheren“ Investition?

Regelmäßig Geld erhalten, ohne dafür etwas aktiv tun zu müssen. Für die meisten Menschen besteht das Ziel der Kapitalinvestitionen wohl darin, dass ein regelmäßiger Einkommensstrom entsteht. Mit etwas Geschick und viel Geduld könnte es möglich sein, dass Du nur noch vom Einkommen der Dividenden lebst.

Das passive Einkommen ermöglicht es Dir Deine Zeit frei einzuteilen und nicht mehr von der Arbeit abhängig zu sein. Doch ist die Dividendenstrategie sinnvoll, um eine sichere Rendite zu erzielen oder ist damit ein höheres Risiko verbunden, welches Du Dich lieber nicht aussetzen solltest?

Die Dividende

Setzt Du Dich mit dem Kapitalmarkt und dem Investieren auseinander, wird der Begriff der Dividende kein Fremdwort für Dich sein. Als Inhaber einer Aktie bist Du Teilhaber des Unternehmens. Dein Anteil ist abhängig vom investierten Vermögen. Als Besitzer der Aktie erzielst Du auf zwei Wegen eine Rendite.

Du profitierst vom Kurswachstum und verkaufst die Aktie zu einem höheren Preis, als Du diese gekauft hast. Damit bist Du nicht mehr im Besitz der Aktie und hast den Gewinn sofort mitgenommen.

Oder Du erzielst einen Ertrag durch die regelmäßige Ausschüttung des Gewinns. Verbleibt der Gewinn nicht im Unternehmen, sondern wird dieser zu einem gewissen Teil an die Aktieninhaber ausgeschüttet, wird dies als Dividende[1] bezeichnet. Pro Aktie erhältst Du eine festgeschriebene Summe und bleibst weiterhin Inhaber der Aktie. Du musst Dich also weder aktiv mit dem Kapitalmarkt auseinandersetzen, noch ständig den Kursverlauf beobachten. Die Dividende erhältst Du in unterschiedlichen Intervallen ausgezahlt und stellst ein gewisses Einkommen sicher.

Was ist die Dividendenstrategie

Bei der Dividendenstrategie stellst Du gezielt ein Portfolio zusammen, welches aus Aktien mit einer möglichst hohen Dividendenrendite besteht. Du bist weniger am Kursverlauf interessiert, sondern möchtest langfristig von der ausgeschütteten Dividende profitieren.

Hierfür stehen Dir die üblichen Marktplätze zur Verfügung. Du kannst Dich dafür entscheiden hauptsächlich in deutsche Unternehmen zu investieren, die im DAX gelistet sind. Damit bestünde jedoch eine höhere Abhängigkeit dieser Unternehmen und dem deutschen Markt gegenüber. Vorteilhafter ist es, wenn Du die Aktien breit diversifizierst. Also auch in US-amerikanische Unternehmen investierst und möglichst einen weltweiten Markt nachbildest. Dadurch schließt Du den „home bias[2]“ aus und verteilst das Risiko auf eine Vielzahl von Unternehmen und Märkten.

Bei der Auswahl der Aktien spielt die Dividendenrendite eine wichtige Rolle. Denn schließlich möchtest Du ein hohes Einkommen mit der Dividende erzielen.

Die Dividendenrendite[3] bezeichnet das Verhältnis aus investiertem Kapital und erzielten Ausschüttungen. Ist die Aktie 100€ wert und schüttet im Jahr eine Dividende in Höhe von 2€ aus, beträgt die Dividendenrendite 2%. Hältst Du 15 Aktien dieses Unternehmens, hast Du insgesamt 1.500€ investiert und erwirtschaftest eine Rendite von 30€ im Jahr.

Es gibt verschiedene Vergleichsübersichten, in welchen Du Aktien mit der höchsten Dividendenrendite findest. Diese beziehen sich jedoch auf vergangene Daten, sodass nicht immer sichergestellt ist, dass auch in Zukunft diese Rendite erreicht wird.

Wichtig ist daher, dass Du Dich bei der Auswahl der Aktie nicht allein von der Dividendenrendite treiben lassen darfst. Du musst die gesamtwirtschaftliche Situation betrachten und selber entscheiden, ob das Unternehmen gesund aufgestellt ist. Denn die Ausschüttung einer hohen Dividende bedeutet, dass Kapital abfließt und nicht mehr zur Verfügung steht. Somit besteht die Gefahr, dass dadurch die eigene wirtschaftliche Stärke reduziert wird und Marktanteile verlorengehen. In der Folge könnten die Gewinne und damit auch die Dividende sinken.

Wähle daher für die Dividendenstrategie nicht zwingend Aktien aus, die mit einer möglichst hohen Rendite auf sich aufmerksam machen. Möchtest Du langfristig investieren, solltest Du auch die zukünftige Entwicklung berücksichtigen und daraufhin Deine Entscheidung treffen.

Weshalb sind Aktien mit hoher Dividende für viele Anleger interessant?

Die Dividendenstrategie ist deshalb so bekannt und populär, da sie mit einem relativ geringem Aufwand verbunden ist. Als Anleger musst Du nur zu Beginn prüfen, wie hoch die Dividendenrendite ist und ob das Unternehmen auf einem gesunden Fundament steht. Nach dem Kauf der Aktien hältst Du die Aktie und wartest bis zur nächsten Ausschüttung. Schon hast Du einen automatischen Einkommensstrom und völlig passiv das Geld verdient.

Eine hohe Dividende wird zudem als Qualitätsmerkmal gesehen. Sie besagt, dass das Unternehmen einen Gewinn einfährt und einen beträchtlichen Teil davon an die Anleger ausschütten kann. Auch ohne das Re-Investieren des Gewinns bewahrt das Unternehmen seine Marktstellung.

Ganz so einfach ist es in der realen Geschäftswelt jedoch nicht. Denn auch schwächelnde Unternehmen könnten mit einer hohen Dividende signalisieren, dass es ihnen besser geht als es den Anschein macht. So könnten Anleger über schwache Geschäftszahlen hinweggetröstet und beruhigt werden. Durch die Dividende wird Stärke nach Außen getragen, die eigentlich nicht vorhanden ist. In Wahrheit wird die Dividende nicht vom Gewinn erwirtschaftet, sondern von den Rücklagen oder der Substanz gezehrt. Dadurch könnte die unternehmerische Schieflage verstärkt werden, sodass die negative Geschäftsentwicklung sich fortsetzt.

Für die Dividendenstrategie ist es sinnvoll in Unternehmen zu investieren, die seit mehreren Jahren konstante Dividenden auszahlen und nicht auf kurzfristige Schwankungen reagieren müssen. Die hohe Dividendenrendite basiert auf einem gesunden Fundament und zeigt, dass das Unternehmen langfristig profitabel wirtschaftet und keine vermeintliche Stärke demonstrieren muss.

Vorteile der Dividendenstrategie

Die Dividendenstrategie ist sicherlich nicht von ungefähr so beliebt und ein häufiger Gegenstand der Betrachtung für Anleger. Insbesondere Kleinanleger sehen die Dividenden als Vehikel, um ein Einkommen mit möglichst geringem Aufwand zu erzielen. Die folgenden Vorteile sprechen für diese Anlagestrategie.

Ausschüttungen ohne großen Aufwand

Anders als bei anderen Formen des Investierens in Aktien, ist der Aufwand relativ gering. Du musst zu Beginn nur das Portfolio zusammenstellen und dann in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob die Dividenden Aktien weiterhin vielversprechend sind oder durch andere Werte ausgetauscht werden. Es ist nicht notwendig ständig die Nachrichten oder Kursverläufe zu beobachten.

Geringeren Schwankungen ausgesetzt

Die Kursverläufe bei Aktien sind, je nach Anzahl und Diversifikation mal mehr, mal weniger Schwankungen ausgesetzt. Bei der Dividende besteht der Vorteil, dass die meisten Unternehmen versuchen diese relativ stabil zu halten. Die Höhe der Dividende[4] wird in der Hauptversammlung festgelegt und ist daher ein bewusstes Element, um ein gleichmäßiges Einkommen zu erzielen.

Etablierte Unternehmen

Nicht jede Aktiengesellschaft schüttet Dividenden aus. Junge Unternehmen sind für das Wachstum auf das Kapital angewiesen und können es sich nicht erlauben einen Teil des Gewinns auszuschütten, falls dieser überhaupt erzielt wird. Dividenden sind eher ein Instrument von Unternehmen, die eine stabile Marktposition beherrschen und kaum einem Konkurrenzdruck ausgesetzt sind. Dazu gehören vor allem Automobilhersteller, Telekommunikationsunternehmen und Energiekonzerne.

Nachteile der Dividendenstrategie

Dividenden sind sicherlich ein gutes Mittel, um das Vermögen zu mehren. Es bestehen jedoch viele Vorurteile und es ist bei Weitem nicht die sichere Einkommensquelle, für die sie häufig gehalten wird. Denn die folgenden Nachteile stellen ein Risiko für die Anleger dar.

Falsche Auswahl der Unternehmen

Der Erfolg der Dividendenstrategie steht und fällt mit der Auswahl der Aktien. Blind nur der Dividendenrendite zu vertrauen könnte sich als Trugschluss erweisen. Denn wenn die hohe Dividende dazu führt, dass das Unternehmen an Substanz verliert, können selbst stabile Marktpositionen verloren gehen. Daher ist es besser sich nicht allein auf die Dividendenrendite zu verlassen, sondern zu betrachten, auf welchem Wege die Ausschüttungen zustande kommen. Sind die Gewinne tatsächlich so hoch, sodass sich das Unternehmen die hohe Dividende leisten kann oder besteht die Gefahr, dass eher kurzfristig gedacht wird und die Gewinnmitnahme im Vordergrund steht?

Höhere Kosten

Der Aktienhandel ist mit gewissen Transaktionskosten verbunden. Für jeden Kauf fallen die Kosten an und bist Du sehr aktiv, fällt dies durchaus ins Gewicht. Auch den zeitlichen Aufwand musst Du hierbei berücksichtigen. Oftmals ist es günstiger einfach einen passiven ETF zu besparen und diese Rendite mitzunehmen als selber am Aktienmarkt tätig zu werden.

Geringerer Zinseszinseffekt

Mit der Ausschüttung der Dividende wird dem Unternehmen das Kapital entzogen. Es steht somit nicht mehr zum Investieren zur Verfügung und mögliche Wachstumschancen könnten verpasst werden. Zudem kommt es auch darauf an, wie Du mit der Dividende umgehst. Nutzt Du diese, um damit etwa laufende Kosten zu bezahlen und investierst diese nicht wieder in Dein Portfolio verschenkst Du den Zinseszinseffekt. Auf lange Sicht ist es wesentlich profitabler so viel Geld wie möglich investiert zu lassen und den Zinseszinseffekt mitzunehmen. Die Dividende ist eine eher kurzfristige Entnahme, welche langfristig die Rendite verringert.

Unterschiedliche Strategien

Im Rahmen der Dividendenstrategie stehen Dir unterschiedliche Herangehensweisen zur Verfügung. Bisher wurde eher die „klassische“ Strategie vorgestellt, die sich auf eine hohe Dividendenrendite und etablierte Unternehmen stützt. Diese ist mit einem geringeren Risiko verbunden und für die meisten Anleger eine gute Entscheidung. Es besteht aber auch die Möglichkeit in jüngere aufstrebende Unternehmen zu investieren, die ein starkes Wachstum vor sich haben und in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten eine beträchtliche Dividende ausschütten.

Dividendenertrag

Möchtest Du eher kurzfristig auf große Unternehmen mit einer längeren Historie setzen, die eine sichere Dividende ausschütten, entspricht dies dem Fokus des Dividendenertrags. Die Kursentwicklung ist nebensächlich und es steht die Dividendenrendite im Vordergrund.

Das Risiko ist überschaubar und die Unternehmen haben sich auch in Krisenzeiten als stabil erwiesen. Dennoch ist die Rendite niedriger, da weniger Kapital für das Wachstum zur Verfügung steht. Langfristig besteht somit die Gefahr von der Konkurrenz überflügelt zu werden und die dominante Marktposition zu verlieren.

Für eine möglichst stabile Dividende in den nächsten Jahren erweist sich diese Herangehensweise aber als profitabel und ist mit einem geringen Aufwand verbunden.

Dividendenwachstum

Besteht Dein Fokus nicht darauf möglichst kurzfristige hohe Dividenden mitzunehmen, könntest Du auf Unternehmen setzen, die über große Wachstumspotenziale verfügen. Diese schütten derzeit zwar keine oder nur eine geringe Dividende aus, dafür ist mehr Kapital zum Investieren vorhanden.

Langfristig profitierst Du nicht nur von dem Wachstum der Dividende, sondern auch den Kurssteigerungen[5]. Die maximale Rendite fällt dadurch höher aus.

Bei vielversprechenden Unternehmen günstig einzusteigen und in den nächsten Jahren das Wachstum mitzunehmen, ist der Optimalfall für jeden Investor. Oftmals zahlt sich die Investition allerdings nicht aus und das Unternehmen erzielt nicht das erhoffte Wachstum. Somit ist diese Vorgehensweise mit einem höheren Risiko des Verlustes verbunden.

Ist die Dividendenstrategie ein sicheres Anlagevehikel?

Die Dividendenstrategie wird häufig als Anlagestrategie für Kleinanleger beworben, die sich nicht intensiv mit dem Aktienmarkt auseinandersetzen möchten. Scheint die Dividende doch eine sichere Möglichkeit darzustellen, von der Entwicklung des Unternehmens zu profitieren, ohne den Kursschwankungen ausgesetzt zu sein.

Strenggenommen ist dies jedoch nicht zutreffend. Denn ob Du die Rendite der Dividende oder des Kurses mitnimmst, spielt keine Rolle. Die Dividende beeinflusst maßgeblich den Kurs. Denn nach der Ausschüttung sinkt der Kurs um die Höhe des abgeflossenen Geldes.

Würde die Ausschüttung nicht vorgenommen werden, würde der Aktienkurs nicht um diesen Betrag sinken. Die Dividende ist somit nichts anderes als eine Vorwegnahme des Gewinns der Kurssteigerung, ohne die Aktie verkaufen zu müssen. Entscheidest Du Dich für die Dividendenstrategie, setzt Du somit ebenfalls auf Unternehmen, die einen Kursgewinn erwirtschaften, nur das dieser in Form der Dividende ausgeschüttet wird.

Ob Du nun auf die Dividende oder einen steigenden Kurs hoffst, macht demnach keinen wirklichen Unterschied. Glaubst Du, dass die Dividendenstrategie grundlegend sicherer wäre als die Spekulation auf Kursgewinne, ist dies nicht zutreffend. Daher musst Du Dir auch bei der Dividendenstrategie die Frage stellen, ob Du genügend Vertrauen in das Unternehmen besitzt und ob Du einen möglichen Verlust verkraften kannst.

Denn ähnlich wie beim Setzen auf Kursgewinne ist auch die Dividendenstrategie dem Risiko ausgesetzt, dass sich die Erwartungen nicht erfüllen. Investiere daher nur einen Betrag, dessen Verlust Du noch verkraften könntest.

Zum Aufbau einer Altersvorsoge ist die Dividendenstrategie, selbst bei einer weitreichenden Diversifikation, kaum geeignet. Du bist dem Risiko des Aktienmarktes ausgesetzt und somit den stärkeren Schwankungen unterlegen.

Bist Du bereit ein gewisses Risiko einzugehen und bevorzugst die regelmäßige Ausschüttung anstatt der Mitnahme des Kursgewinnes, ist die Dividendenstrategie für Dich eine gute Entscheidung. Du darfst jedoch nicht erwarten, dass diese in irgendeiner Form sicherer wäre als der Kauf von Aktien um von den Kursgewinnen zu profitieren.

Eine möglichst hohe Rendite zu geringem Risiko und minimalen Aufwand erzielst Du besser mit der Investition in ETFs. Dort hast Du die Wahl aus thesaurierenden und ausschüttenden ETFs[6]. Während bei ersteren die Dividende im ETF verbleibt und automatisch angelegt wird, erhältst Du bei Letzterem den Betrag ausgezahlt. Dadurch kommst Du der Dividendenstrategie relativ nahe, profitierst aber von den Eigenschaften des passiven ETFs. Geht es Dir in erster Linie um eine sichere Anlage und möchtest regelmäßig einen kleinen Betrag ausbezahlt bekommen, zum Beispiel als Motivationsfaktor oder kleinen Bonus, dann sind ausschüttende ETFs für Dich eine interessante Alternative zur Auswahl der einzelnen Aktien.

Sebastian Jacobitz (M.Sc.)
Sebastian Jacobitz (M.Sc.)
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