Wie viel Rentenpunkte sind normal?

Im Alter möchtest Du nicht mehr von Geldsorgen geplagt sein. Als Grundpfeiler für eine gute Versorgung gilt die staatliche Rente. Diese sollte es Dir ermöglichen, Deinen Lebensstandard nicht allzu sehr einschränken zu müssen und die gewonnene Zeit sinnvoll nutzen zu können.

Um dieses Ziel zu erreichen ist es notwendig so viele Rentenpunkte wie möglich anzusammeln. Aus den gesammelten Punkten errechnet sich die Höhe der Bezüge. Weist Dein Lebenslauf keine Lücken auf, kannst Du gut und gerne 45 Rentenpunkte für Dich beanspruchen. Dies sollte ausreichend sein, um nicht von der Altersarmut betroffen zu sein.

Doch ist es realistisch 45 Rentenpunkte zu sammeln und wie setzt sich die Rente überhaupt zusammen? In diesem Ratgeber erfährst Du, wie hoch die durchschnittliche Anzahl an Rentenpunkten ist und wie hoch Deine Rente sein könnte.

Gestaltung der Rente

Die Rente gilt als der Grundpfeiler des Deutschen Sozialsystems. Sie besitzt eine lange Geschichte, welche mit Otto von Bismarck beginnt. Dieser hat ein staatliches Rentensystem aufgebaut, um den älteren Menschen ein Auskommen zu ermöglichen, ohne dass diese Arbeiten müssen. Die Grundidee besteht darin, dass die Arbeitnehmer einen Teil des Einkommens den Rentnern überlassen. In Deutschland wird dies als Umlageverfahren bezeichnet.

Seit der Einführung der Rente haben sich einige Merkmale der Gesellschaft und des Arbeitsmarktes verändert. So wurde die Wochenarbeitszeit von 60 Stunden auf etwa 40 Stunden reduziert. Das Renteneintrittsalter wurde trotz längerer Lebenserwartung von anfänglich 70 Jahren auf 65 Jahre gesenkt. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass die Kosten für die Rente immens gestiegen sind.

Beim Umlageverfahren ist es notwendig, dass die arbeitende Bevölkerung in einem günstigen Verhältnis zu Rentenempfängern steht. Seit der Einführung der Rente hat die Bevölkerungsentwicklung jedoch dazu geführt, dass die Zahl an Rentnern stetig steigt, während die arbeitende Bevölkerung konstant bleibt. Dadurch muss jeder Arbeitnehmer einen größeren Anteil seines Einkommens in Form der Rente abgeben, wodurch die Belastung zunimmt.

Doch wie berechnet sich die Rentenhöhe konkret und welches Einkommen kannst Du im Alter erwarten?

Für die Rentenhöhe gilt die Formel:

Es gibt insgesamt 4 Faktoren, von denen Deine spätere Rentenhöhe abhängt. Im Folgenden erhältst Du eine Übersicht, was es mit den einzelnen Faktoren auf sich hat.

Entgeltpunkte

Die Entgeltpunkte oder auch Rentenpunkte genannt, sind die Anzahl an Punkte, die ein Arbeitnehmer während seiner beruflichen Laufbahn ansammelt. Jedem Punkt wird ein Wert zugeordnet. Je höher die Anzahl der Punkte beim Renteneintritt, desto höher die Bezüge.

Wie viel Entgeltpunkte pro Arbeitsjahr hinzugewonnen werden, hängt vom Einkommen ab. Hierzu wird das Durchschnittseinkommen aller Arbeitnehmer betrachtet. Ist Dein Einkommen gleich hoch wie das Durchschnittseinkommen, erhältst Du dafür genau 1 Rentenpunkt.

Je höher das Einkommen, desto mehr Rentenpunkte erhältst Du. Um außerordentlich hohe Einkommen nicht zu stark zu bevorteilen, gibt es Beitragsbemessungsgrenzen. Diese liegen im Westen bei 80.400 Euro und im Osten bei 73.800 Euro.

Wer ein Einkommen auf dem Niveau der Beitragsbemessungsgrenze erzielt, erhält im Jahr etwas mehr als 2 Rentenpunkte. Besserverdiener erhalten also nicht nur während der beruflichen Laufbahn ein höheres Gehalt, sie sind im Alter auch besser abgesichert, da sie mehr Rentenpunkte erhalten.

Zu beachten ist zudem noch, dass im Osten die Einkommen mit dem Faktor 1,084 multipliziert werden. Dadurch soll das wirtschaftliche Ungleichgewicht etwas angeglichen werden und es trägt dem geringeren Lohnniveau Rechnung.

Zugangsfaktor

Das gesetzliche Eintrittsalter in die Rente liegt bei 65 Jahren. Der Gesetzgeber ermöglicht es unter bestimmten Voraussetzungen bereits früher die Rente zu beziehen. Dies ist zum Beispiel im Alter von 60 Jahren regulär möglich.

Erfolgt der Eintritt in die Rente mit 65 Jahren, entspricht dies den gesetzlichen Gegebenheiten. Damit steht die reguläre Rente mit einem Zugangsfaktor von 1 zur Verfügung.

Es besteht auch die Möglichkeit früher in den Ruhestand zu wechseln. Entscheidest Du Dich mit 60 Jahren die Rente zu beziehen, musst Du bei den Bezügen einen Abschlag hinnehmen. Dies wird über den Zugangsfaktor geregelt. Bei der Rente mit 60 Jahren beträgt der Zugangsfaktor nur 0,82. Damit erhält der Arbeitnehmer nur 82 Prozent der regulären Rente. Wie der konkrete Fall bei Dir aussehen würde, hängt allerdings von Deinem Jahrgang ab. Das Renteneintrittsalter wird schrittweise auf 67 Jahre angehoben, sodass von der Rente mit 60 nur ein Traum sein wird.

Auf der anderen Seite könntest Du Dich dafür entscheiden länger zu arbeiten. Bei einem Eintritt in die Rente mit 70 Jahren liegt der Zugangsfaktor bei 1,3. Dadurch erhältst Du fast ein Drittel mehr an Rentenbezüge.

Rentenartfaktor

Entscheidend ist auch, welche Art von Rente vorliegt. Denn neben der hier vor allem betrachteten Altersrente, gibt es eine Reihe von anderen Renten, die den Lebensunterhalt der Bezieher sichern soll.

Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn eine teilweise Erwerbsminderung vorliegt. Ist es Dir nicht mehr möglich aus gesundheitlichen Gründen in Vollzeit zu arbeiten, erhältst Du eine Rente, welche mit einem Rentenartfaktor von 0,5 bewertet wird. Dabei geht der Gesetzgeber davon aus, dass es Dir zumindest teilweise noch möglich ist ein Einkommen zu erzielen.

Weitere Arten, die mit einem anderen Faktor bewertet werden, sind zum Beispiel die Witwenrente und die Waisenrente. Ebenso gibt es die Erziehungsrente und die Rente wegen Berufsunfähigkeit, welche jeweils mit einem anderen Rentenartfaktor bewertet werden.

Wert der Rentenpunkte

Ausschlaggebend für die letztendliche Höhe der Rente ist der Wert, der mit jedem Punkt verbunden ist. Wie viel ein Punkt wert ist, wird jedes Jahr neu festgelegt. Damit wird etwa die Inflation ausgeglichen und der wirtschaftlichen Entwicklung Rechnung getragen. Steigt das Niveau des Arbeitseinkommen, schlägt sich dies auch im Wert des Rentenpunktes nieder.

Ebenso bestehen in Anlehnung an das wirtschaftliche Niveau, Unterschiede im Westen und Osten. In Westdeutschland ist jeder Punkt 33,05 Euro wert. In Ostdeutschland ist das Niveau etwas niedriger. Dort ist der Rentenpunkt rund 31,88 Euro wert.

Beispielrechnung der Rentenhöhe

Du hast jetzt einige Faktoren erfahren, die einen Einfluss auf Deine Rente ausüben. Möchtest Du selber mal überschlagen, auf welche Rentenhöhe Du am Ende des Lebens kommst, kannst Du dies selber ausführen. Neben den Arbeitsjahren werden übrigens auch das Studium und die Ausbildung mit Rentenpunkten bedacht. Pro Jahr gibt es dafür 0,75 Rentenpunkte, welche für maximal 3 Jahre anrechenbar sind. Du kannst dadurch also maximal 2,25 Rentenpunkte für Deine Ausbildung oder das Studium erhalten.

Für einen fiktiven Fall wird angenommen, dass Du über 42 Entgeltpunkte verfügst. Dies bedeutet, dass Du 42 Jahre ein Durchschnittseinkommen erzielt und Deine Beiträge geleistet hast. Ausgehend von einem Rentenwert von 33,05 Euro und einem regulären Eintritt in die Rente mit 65 Jahren ergibt sich daraus eine Rente von monatlich 42 x 33,05 = 1.388 Euro.

Dir würde am Ende also eine Rente von 1.388 Euro zustehen. Zu beachten ist hierbei, dass es sich nur um einen Bruttowert handelt. Denn die Rente unterliegt mittlerweile der Einkommensteuer, welche von dieser ermittelten Rentenhöhe abgeht.

Je nach Jahr des Renteneintritts erhöht sich schrittweise die Belastung der Rente. Gehst Du im Jahr 2020 in Rente, unterliegen 80 Prozent der Rente der Einkommensteuer. Diese Belastung wird jedes Jahr um einen Prozentpunkt angehoben. Folglich musst Du beim Renteneintritt im Jahr 2040 die gesamten Bezüge versteuern.

Die durchschnittliche Rentenhöhe

Senioren - Private Vorsorge
Um im Rentenalter das Leben genießen zu können, solltest Du frühzeitig privat vorsorgen

Wie hoch sind Deine Erwartungen an die Rente in Deutschland? Glaubst Du, dass diese ausreichend sein wird, damit Du keine Einschränkungen des Lebensstandards hinnehmen musst?

Im Jahr 2018 betrug die Höhe der Altersrente im Durchschnitt nur 906 Euro. Männer kamen dabei auf einen Betrag von durchschnittlich 1.148 Euro, wobei Frauen nur ein Einkommen von 711 Euro erzielten. Dies liegt vor allem an den geringeren Arbeitszeiten, die bei Frauen auf die Tätigkeit als Hausfrau und der Kindererziehung zurückzuführen sind.

Ausgehend von der Höhe der Rente lässt sich die durchschnittliche Anzahl der Rentenpunkte ermitteln. Dabei ergibt sich für Männer ein Durchschnittswert von 35,8 Rentenpunkte. Frauen kommen jedoch nur auf ca. 22 Rentenpunkte.

Möchtest Du eine erste Orientierung erhalten, wie hoch Deine Rente später sein wird, kannst Du Dir anhand dieser Daten selber die Höhe der Rente berechnen. Arbeitest Du 35 Jahre und erhältst dabei einen durchschnittlichen Lohn, wirst Du 35 Rentenpunkte ansammeln. Dabei beträgt die Rentenhöhe 1.150 Euro, wobei diese der Einkommensteuer unterliegt.

Das Einkommen wird also kaum ausreichend sein, um den typischen Lebensstandard weiterzuführen. Neben der Einkommensteuer musst Du auch die Kosten der Krankenversicherung selber tragen. Um später nicht in die Altersarmut zu abzurutschen, ist es also dringend anzuraten privat vorzusorgen. Spare einen Teil Deines Einkommens während des Berufslebens, um im Alter nicht in finanzielle Nöte zu geraten. Die staatliche Rente sollte nicht die einzige Quelle sein, um im Alter finanziell versorgt zu sein.

Wie viel Rentenpunkte sind für einen Arbeitnehmer normal?

Wie viel Rentenpunkte Du sammelst, hängt in erster Linie von Deinem Einkommen und den Arbeitsjahren ab. Bei einem durchschnittlichen Gehalt und Arbeitsleben wirst Du auf etwa 35 Rentenpunkte kommen. Dies bedeutet, dass zwischen Abschluss der Schule und bis zum Eintritt der Rente auch beitragsfreie Zeiten berücksichtigt werden. Gerätst Du nie in die Arbeitslosigkeit oder ist Dein Einkommen überdurchschnittlich, sind auch deutlich mehr Rentenpunkte möglich.

Selbst bei 45 Rentenpunkten solltest Du Dir aber bewusst sein, dass die Bezüge kaum einen Luxus zulassen und im Regelfall zu einer deutlichen Einschränkung des Lebensstandards führen. Daher solltest Du frühzeitig vorsorgen und eigenständig Rücklagen bilden, bzw. Dein Vermögen investieren, um später nicht vor finanziellen Sorgen zu stehen.

Sebastian Jacobitz (M.Sc.)
Sebastian Jacobitz (M.Sc.)
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