Wie lange kann man von 1 Million Euro leben?

Eine Million Euro auf dem Konto zu haben ist sicherlich eine schöne Vorstellung. Sei es, weil Du im Lotto gewonnen hast oder generell eher sparsam lebst. Malst Du Dir in Gedanken selber aus, was Du mit all dem Geld anstellen würdest und wie schön Dein Leben wäre? Würdest Du Dich auf diesem Geldbetrag ausruhen und nur noch von Deinem Ersparten leben?

Ohne Frage, diese hohe Summe an Geld zu besitzen wird sicherlich die Nerven beruhigen. Doch wie realistisch ist es, mit einer Million Euro nicht mehr arbeiten zu gehen und würde die Million bis zum Lebensende reichen? Hier erfährst Du, wie lang es möglich ist, von einer Million Euro zu leben.

Üblichen Lebenskosten

Im ersten Moment hört sich die Million nach viel Geld an. Es scheint ein so großer Betrag zu sein, den Du realistisch kaum ausgeben könntest. Selbst wenn Du in ein neues Auto investierst und Dir die ein oder andere Kleinigkeit gönnst, müsste eigentlich noch genügend übrig bleiben.

Doch die Erfahrung zeigt, dass auch mit dieser Geldsumme ein genaues Haushalten notwendig ist. Andernfalls wird es schneller aufgebraucht sein als Dir lieb ist. Im schlimmsten Fall droht sogar das Anhäufen von Schulden, um die höheren Lebenskosten zu finanzieren.

Daher ist es wichtig von Anfang an die Lebenshaltungskosten zu betrachten. Unter diesem Begriff werden die notwendigen Kosten aufgeführt, die für Deinen Lebensstandard anfallen. Einer der größten Posten werden dabei die Miete oder die Finanzierung Deines Hauses sein. Auch das Auto und die Lebensmittel stellen große Kostenpunkte dar, die jeden Monat anfallen.

Wohnkosten

Die Kosten für das Wohnen sind in den letzten Jahren immens gestiegen. Gerade in Großstädten und Ballungsgebiete steigen die Mieten unaufhörlich. Ein Grund dafür ist, dass Immobilien als sichere Geldanlage angesehen werden und in Zeiten der unsicheren Börsen wird jede Menge Geld in diese Form investiert. Immobilien werden stärker nachgefragt, was sich vor allem auf den Kaufpreis auswirkt. Ebenso sind Wohnungen in schönen Lagen heiß begehrt und lassen die Mieten steigen.

Bei der Wohnung ist es notwendig die Warmmiete zu betrachten. Unter diesem Kostenpunkt werden die Energiekosten einbezogen, denn in einer kalten Wohnung willst Du im Winter vermutlich nicht sitzen. Falls Du ein Haus gekauft hast, ist der Vorteil, dass das Geld immerhin in Form der eigenen Immobilie angelegt ist. Es dauert zwar einige Jahre und die Zinskosten müssen berücksichtigt werden, doch langfristig schaffst Du eine Wertanlage und gewinnst an Lebensqualität.

Der genaue Betrag für die Wohnkosten ist von der Größe des Haushaltes und Deinem Ort abhängig. Es ist aber durchaus angebracht von rund 12.000 Euro im Jahr auszugehen, die allein für das Wohnen anfallen. Je größer die Familie und die Wohnung, desto stärker fällt dieser Kostenpunkt ins Gewicht.

Mobilität

Fahrzeug Wertverlust
Beim Fahrzeug darfst Du den Wertverlust nicht unberücksichtigt lassen

Du möchtest den ganzen Tag wahrscheinlich nicht in den eigenen vier Wänden verbringen und nicht alle Ziele sind gut zu Fuß erreichbar. Daher werden alternative Transportmöglichkeiten, wie das eigene Auto oder der ÖPNV genutzt. Die Mobilität gehört als fester Kostenpunkt im Monat dazu, falls Du am gesellschaftlichen Leben teilhaben möchtest und die Arbeitsstätte nicht fußläufig ist.

Oftmals unterschätzt werden die Kosten für das eigene Fahrzeug. Dort sind zum einen die Anschaffungskosten, aber auch die laufenden Betriebskosten zu betrachten. Dazu gehören die Treibstoffkosten, Versicherung und die Wartung. Auch die Wertminderung muss bei der Nutzung berücksichtigt werden.

Werden alle Kosten im Rahmen der Mobilität berücksichtigt, können diese gerne mehr als 4.000 Euro im Jahr sein. Nutzt Du ausschließlich den ÖPNV, wird dieser Betrag wahrscheinlich unterschritten.

Krankenversicherung

Als Arbeitnehmer werden die Kosten der Krankenversicherung kaum bewusst sein. Diese werden automatisch von Deinem Gehalt abgezogen. Planst Du jedoch mit dem Erhalt der Million nur noch als Privatier zu leben und den Ruhestand zu genießen, musst Du selber für Deine Krankenversicherung aufkommen. Dann besteht die Wahl, ob Du weiter in die gesetzliche Krankenkasse einzahlen möchtest oder Dich lieber privat versichern möchtest.

In Abhängigkeit von Alter und Gesundheitszustand könnte die private Krankenversicherung günstiger für Dich sein. Du musst jedoch berücksichtigen, dass mit zunehmenden Alter die Tarifkosten rapide Ansteigen und eine höhere Belastung darstellen.

Bei der gesetzlichen Krankenkasse hast Du jedoch den Vorteil, dass die Kosten von Deinem Einkommen abhängen. Lebst Du nur noch von Deinen Ersparnissen, wird Dein Einkommen dementsprechend gering sein, womit auch die Beiträge zur Krankenversicherung sinken.

Die Kosten können je nach Deinen Eckdaten stark variieren. Als Faustformel kannst Du von ca. 5.000 Euro im Jahr ausgehen, die für die Krankenversicherung zurückgelegt werden müssen.

Unterhaltung & Lebensmittel

Kündigst Du Deinen Job, steht Dir nun viel mehr Zeit zur Verfügung. Doch was fängst Du mit dieser gewonnenen Zeit an?

Viele Freizeitbeschäftigungen sind wiederum mit Kosten verbunden. Gehst Du teuren Hobbys nach, können diese den größten Kostenpunkt darstellen. In fast jedem Freizeitbereich gibt es Produkte und andere Möglichkeiten, jede Menge Geld auszugeben.

Neben der Unterhaltung sind auch die Lebensmittel als Posten zu berücksichtigen. An der Ernährung sollte nicht gespart werden und eine abwechslungsreiche Auswahl an Lebensmitteln ist die Basis für eine gute Gesundheit. Schließlich möchtest Du für lange Zeit etwas von dem Geld haben.

Zusammen können diese beiden Punkte im Jahr gerne einen Betrag von 8.000 Euro im Jahr ausmachen. Lebst Du eher minimalistisch und erfordern Deine Hobbys kaum Investitionen, geht es auch deutlich günstiger.

Gesamte Lebenshaltungskosten

Werden die jetzt aufgezählten Bereiche zusammengefasst, kommst Du auf eine Summe von 29.000 Euro im Jahr, die praktisch die Basislinie Deines Lebens darstellt. Darin enthalten ist ein komfortables Leben, jedoch sind noch keine größeren Anschaffung berücksichtigt. Möchtest Du noch den ein oder anderen Urlaub genießen und ferne Länder erkunden, ist dies mit zusätzlichen Kosten versehen. Daher sind die 29.000 Euro nur eine erste Grundlage, um die Lebenskosten zu beschreiben. Dies könnte also Dein absolutes Minimum darstellen. Nach oben ist keine Grenze gesetzt. Daher ist es realistischer noch mit einem finanziellen Puffer zu arbeiten, wodurch Du Kosten von 35.000 bis 40.000 Euro im Jahr ansetzen solltest.

Die Million investieren

Investition in Indexfonds
Investierst Du die Million in Indexfonds, ist eine durchschnittliche Rendite von 5% im Jahr realistisch

Rein aus mathematischer Sicht würde die Million bei einem Verbrauch von 35.000 Euro im Jahr nach weniger als 30 Jahren aufgebraucht sein. Dann sind Deine kompletten Ersparnisse für die Lebenskosten verwendet worden und Du musst zusätzliche Einkommensquellen erschließen.

Allerdings gibt es eine gute Nachricht. Denn die eine Million Euro sollte nicht einfach auf der Sparkasse liegen, wo es keine Rendite erwirtschaftet. Legst Du das Geld klug an, wirst Du Zinsen erwirtschaften, wodurch Deine Rücklagen praktisch automatisch im Hintergrund wachsen.

Als eine Anlageform könnte das Tagesgeldkonto dienen. Zurzeit sind die Zinsen allerdings niedrig und viel Geld wird in die Märkte gepumpt, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Daher sind nur Zinsen von ca. 1% realistisch. Legst Du die komplette Million auf das Tageskonto, würde die Anlage rund 10.000 Euro Gewinn im Jahr erwirtschaften. Damit könntest Du immerhin einen Teil Deiner Lebenskosten decken.

Anlage in Fonds

Eine höhere Rendite verspricht die Anlage in Fonds. Bei dem Fonds handelt es sich um eine Gemeinschaft aller Beteiligten, die gemeinsam Ihr Geld der Fondsgesellschaft zur Verfügung stellen. Die Fondsgesellschaft investiert das Vermögen nach unterschiedlichen Kriterien in Unternehmen und Immobilien. Dadurch erhalten selbst kleine Anleger eine größere Marktmacht und können von der wirtschaftlichen Entwicklung profitieren, ohne selber an der Börse aktiv zu sein.

Als eine der sichersten Methode gilt die Anlage in passive Indexfonds. Bei diesen bildet der Fonds einen gewählten Index ab und ist möglichst breit aufgestellt. Am geläufigsten sind Indexfonds, die sich am amerikanischen Markt, in Form des S&P 500[1], oder der Weltwirtschaft mit dem MSCI[2] orientieren.

Da das Geld in eine große Zahl an Unternehmen investiert ist, ist selbst die Pleite einzelner Akteure kaum zu spüren. Deine Investition ist durch den Fonds bereits breit gestreut, wodurch das Risiko von einzelnen Unternehmen abhängig zu sein deutlich sinkt.

Bei Fonds ist eine Rendite von ca. 5% im Jahr zu erwarten. Allerdings gibt es auch hier Ausreißer, sowohl nach oben als auch nach unten. In manchen Jahren wird die Wirtschaft weniger positiv verlaufen, wodurch sogar eine negative Rendite im Rahmen einer Krise aufkommen könnte. Andererseits kann es in guten Jahren vorkommen, dass die Rendite bei über 10% liegt.

Mit durchschnittlichen 5% würdest Du im Jahr also rund 50.000 Euro verdienen, ohne selber arbeiten zu gehen. Dieses Einkommen wäre also ausreichend, um für den Rest Deines Lebens von der Million zu leben und dieses Geld nicht aufzubrauchen.

Inflation

Einen Haken gibt es dennoch bei der passiven Geldanlage. Denn mit den Jahren verliert Dein Geld immer mehr an Wert. Die Preise steigen kontinuierlich und dieses Phänomen wird als Inflation bezeichnet. Du verfügst zwar nominell über immer mehr Geld, falls Du es auf die 5% Rendite im Jahr bringst, doch mit diesem Geld wirst Du Dir weniger leisten können.

Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank liegt bei etwa 2%. Dies bedeutet, dass die Geldpolitik so gesteuert wird, dass eine Inflation im Rahmen von 2% erreicht wird. Unter Berücksichtigung dieses Preisverfalles wird die Million also nicht „unendlich“ lange zur Verfügung stehen. Bei einer realen Rendite von 3% entsteht ein Defizit von ca. 5.000 Euro im Jahr bei einer konservativen Rechnung.

Wie lange kommst Du mit einer Million über die Runden?

Winkt der Lottogewinn und Du verfügst plötzlich über eine Million Euro, würde diese mit den hier getroffenen Annahmen wahrscheinlich bis ans Lebensende reichen. Angelegt in ETFs erzielst Du eine reale jährliche Rendite von ca. 3%, wodurch Du ein Einkommen von 30.000 Euro erzielst, welches natürlich noch der Steuer unterliegt.

In Anbetracht der Lebenskosten entsteht dadurch ein geringes Defizit von wenigen tausend Euro im Jahr. Deine Ersparnisse schrumpfen also und würden irgendwann aufgebraucht werden. Bei wenigen tausend Euro im Jahr an Defizit wäre dieser Zeitpunkt aber erst in mehr als 100 Jahren, wodurch es bis zum Lebensende reichen sollte.

Dennoch sind dies alles nur theoretische Ansätze. Denn wenn Du mal unverhofft zur Million kommst, wirst Du Dir sicherlich das Ein oder Andere gönnen und bereits etwas von dem Geld ausgeben. Danach möchtest Du sicherlich nicht auf jeden Euro zwei Mal schauen, wodurch die Lebenskosten steigen.

Eine Million Euro sind zwar theoretisch ausreichend, um in den Ruhestand zu gehen, doch wenn Du nicht gerade einen minimalen Lebensstil pflegst, solltest Du nicht gleich Deinen Job kündigen und Dich auf der Million ausruhen. Die Million ist zwar ein komfortables Polster, aber kein Betrag, wo Du alles sofort stehen und liegen lassen kannst, um ab sofort ein Leben in Saus und Braus zu führen. Lege das Geld langfristig an und Du wirst Dir keine finanzielle Sorgen mehr im Lebensabend machen müssen.

Sebastian Jacobitz (M.Sc.)
Sebastian Jacobitz (M.Sc.)
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