Befindest Du Dich auf Wohnungssuche, wirst Du Dich derzeit in einem Dilemma befinden. Die Preise auf dem Wohnungsmarkt haben rasant zugelegt und heben sich von der angestrebten Inflation von 2 Prozent deutlich ab. Gerade in Großstädten ist zu beobachten, dass die Mietpreise steigen und von vielen Personen nicht mehr getragen werden können.
Wählst Du eine Wohnung, die Dir zwar gefällt, aber finanziell Deinen Rahmen sprengt, kann dies langfristig zu angespannten Finanzen führen. Du bist dann nicht mehr in der Lage einen Notgroschen aufzubauen und jede unvorhergesehene Ausgabe kann Dich in eine Schuldenfalle tappen lassen.
Um nicht dieser Gefahr ausgesetzt zu sein ist es wichtig im Vorhinein genau zu recherchieren, wie viel Miete Du Dir eigentlich leisten kannst. Welche Mietkosten sind im Verhältnis zu Deinem Einkommen ungefährlich und was musst Du alles bei der Finanzplanung berücksichtigen?
Wie setzen sich die Mietkosten zusammen?
Begibst Du Dich auf die Suche nach einer neuen Wohnung, werden in den Inseraten bereits bestimmte Mietkosten angegeben. Wo ziehst Du Deine persönliche Grenze und was wird eigentlich zu den Mietkosten gezählt?
Mit den Mietkosten wird Dir gleich zu Beginn eine Falle gestellt. Denn oftmals sind in diesem Betrag noch nicht alle Kostenpunkte enthalten. In der Regel ist bei Inseraten und bei Immobilienportalen von der Kaltmiete die Rede. Damit ist der Preis pro m² für die Wohnfläche gemeint.
Zum Wohnen gehören aber noch weitere Kosten. Schließlich willst Du nicht in einer kalten Wohnung leben. Neben dem Preis der Wohnfläche kommen noch viele weitere Aspekte auf Dich zu, die Du berücksichtigen musst.
Die Gesamtmiete ergibt sich aus der Kaltmiete und den Nebenkosten. Zu den Nebenkosten werden die folgenden Abgaben gezählt:
Im ersten Moment können sich die aufgerufenen Mietkosten sehr verlockend anhören. Sie befinden sich durchaus in einem vertretbaren Rahmen und belasten Deine Haushaltskasse nicht zu sehr. Berücksichtigst Du allerdings die Nebenkosten, sieht es gleich viel anders aus.
Je nach Wohnsituation können die Nebenkosten einen hohen Anteil an den Gesamtmietkosten ausmachen. Die Höhe der Nebenkosten ist zum Beispiel davon abhängig, auf welche Weise geheizt wird und wie die energetischen Gegebenheiten der Wohnung sind. Wird etwa mit Strom die Wohnung aufgeheizt, spricht dies für eine hohe Nebenkostenabrechnung. Für die Betrachtung, wie viel Miete Du Dir leisten kannst, musst Du zunächst die gesamten Kosten auf dem Schirm haben, die mit der Wohnung einhergehen.
In Deutschland ist die Höhe der Miete stark reguliert. Vermieter können nicht einfach frei die Preise festlegen, sondern müssen sich an dem Mietspiegel[1] orientieren. Die jeweilige Miete darf nicht mehr als 10 Prozent über dem Vergleichsmietzins liegen. Benötigst Du eine erste Einschätzung, ob die Miete einer Wohnung gerechtfertigt ist, dann nimm Dir den Mietspiegel zur Hilfe. Vorab lohnt es sich den Mietspiegel zu betrachten und bereits einzugrenzen, welche Stadtteile innerhalb Deines Budgets liegen.
Die 40 Jahresregel
Zur Orientierung der Miete gibt es verschiedene Faustformeln. Mit diesen ist es Dir möglich eine Abschätzung zu erhalten, wie hoch die Miete sein darf. Die 40-Jahresregel besagt, dass die monatliche Miete nicht höher als 1/40 des Jahresgehaltes sein darf. Anschaulich bedeutet dies bei einem Einkommen von rund 100.000 Euro im Jahr, dass die Miete nicht mehr als 2.500 Euro beträgt.
Wie allen Faustformeln gemein solltest Du Dich nicht zu sehr darauf versteifen. Der Vorteil der 40 Jahresregel ist, dass sie sehr einfach gehalten ist. Du musst nur Dein Jahreseinkommen betrachten und kannst daraus direkt die mögliche Miete ableiten.
Allerdings werden dabei wichtige Faktoren vernachlässigt. Da wären zum Beispiel die Lebenshaltungskosten und ob Du zum Beispiel verheiratet bist. Lebst Du in einer eher strukturschwächeren Gegend, werden die Lebenshaltungskosten sehr niedrig sein. Dann ist es durchaus möglich, dass Du Dir eine höhere Miete leisten könntest. Auf der anderen Seite musst Du auch Deine Ausgabenseite betrachten. Betreibst Du ein teures Hobby und liegen hohe Fixkosten vor, solltest Du die Miete lieber etwas niedriger ansetzen.
30 Prozent des Monatseinkommens
Eine weitere Faustformel, von der Du wahrscheinlich bereits gehört hast, ist die „Drittel-Regelung“. Diese besagt, dass nur maximal 30 Prozent des Monatseinkommens für die Warmmiete ausgegeben werden darf. Erhältst Du ein Nettoeinkommen von 3.000 Euro, dürftest Du Dir eine Wohnung mit einer Miete von 1.000 Euro leisten.
Bei der Betrachtung wird jeweils das Haushaltseinkommen genommen. Lebst Du mit Deinem Partner zusammen in der Wohnung, wird das gemeinsame Monatseinkommen betrachtet. Dadurch teilt Ihr die Mietkosten und könnt Euch mitunter eine größere Wohnung leisten.
In der Vergangenheit war die Drittel-Regelung durchaus praktisch und wurde von den meisten Experten propagiert. Gerade junge Personen, die auf der Suche nach der ersten Wohnung sind, werden diesen Hinweis vermutlich öfter zu hören bekommen.
Heutzutage ist es allerdings für viele Personen nicht mehr möglich sich an dieser Grenze zu orientieren. Dies ist vor allem für Single-Haushalte und in Großstädten der Fall. Die Mieten schlagen in diesen Bereichen so stark zu Buche, dass regelmäßig ein höherer Anteil ausgegeben wird. Es ist nicht mehr ungewöhnlich bis zu 50 Prozent des Einkommens nur für die Miete aufzubringen.
Je nach Einkommensverhältnissen gilt es auch nicht als unvernünftig oder riskant, solch einen großen Anteil der Miete zu widmen. In Regionen mit hohen Lebenskosten und Mietpreisen ist das Gehaltsniveau ebenso deutlich über dem Durchschnitt. Es ist ein deutlicher Unterschied, ob bei einem Nettoeinkommen von 1.500 Euro oder von 4.000 Euro rund 50 Prozent für die Miete ausgegeben wird. In ersterem Fall ist es kaum möglich Rücklagen zu bilden und es bleiben nur noch ~750 Euro für die Lebensführung übrig. Bei einem Haushaltseinkommen von 4.000 Euro blieben nach Abzug der Miete noch 2.000 Euro. Damit ist durchaus ein komfortables Leben möglich.
Die Frage danach, wie viel Miete Du Dir leisten kannst, lässt sich also kaum pauschal beantworten. Je höher Dein Einkommen, desto eher sind Ausgaben von bis zu 50 Prozent vertretbar. Bei geringen verfügbaren Mitteln ist es umso wichtiger auf eine günstige Miete zu achten, da ansonsten kaum mehr Geld für die Lebensführung übrig bleibt.
Zur Einschätzung ist es daher sinnvoll selber ganz genau die Ausgaben zu prüfen und anhand der Daten die mögliche Miethöhe zu kalkulieren.
Das Budget präzise ermitteln
Da die Faustformeln nur eine grobe Orientierung darstellen und nicht individuell für Dich gültig sein müssen, ist es anzuraten, die Ausgaben genau im Blick zu haben. Anhand der monatlichen Ausgaben erhältst Du ein genaues Gefühl dafür, wie hoch die Miete sein dürfte.
Klassischerweise wurde hierfür ein Haushaltsbuch verwendet. Darin wurden händisch alle Ausgaben eingetragen, sodass Gewissheit darüber herrschte, wo die Einnahmen hinfließen.
Mittlerweile bist Du nicht mehr auf ein Haushaltsbuch angewiesen. Es ist deutlich komfortabler eine App zu verwenden. Je nach App verbindet sich diese automatisch mit Deinem Konto, sodass Du die Transaktionen nur noch zuordnen musst, oder Du trägt jede Ausgabe manuell ein. Anhand der Informationen bildest Du ein Budget, welches sich in Kategorien gliedert. Dies kann wie folgt aussehen:
Zusammengefasst ergeben sich daraus Kosten von etwa 950 Euro im Monat. Besitzt Du ein Nettoeinkommen von 2.000 Euro, blieben Dir also noch etwas mehr als 1.000 Euro zur freien Verfügung.
Nun könntest Du Dich entscheiden die kompletten 1.000 Euro für die Kaltmiete aufzubringen. Dies mag zwar im Idealfall klappen, allerdings solltest Du beim Budget auch ungeplante Kosten berücksichtigen. Geht die Waschmaschine kaputt muss diese ersetzt werden und soll auch ein Urlaub drin sein, geht dies ganz schön ins Geld.
Vernünftig erscheint es daher in diesem Beispiel eine Kaltmiete zu wählen, die nicht höher als 700 Euro liegt. Je niedriger die Miete, desto höher die finanzielle Sicherheit. Allerdings solltest Du Dich in der Wohnung auch wohlfühlen.
Es liegt also an Dir selber zu entscheiden, wie hoch die Miete sein darf und wie sich dementsprechend Deine Ausgabenseite gestaltet. Bist Du bereit etwa Dein Fahrzeug aufzugeben und nur den ÖPNV zu nutzen, um die Miete für die Traumwohnung bezahlen zu können oder soll es doch etwas bodenständiger sein?
Weiterführende Links
1 | https://www.wertfaktor.de/glossar/mietspiegel/ |
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