Psychoterror durch Vermieter – Musst Du Dir das gefallen lassen?

In Deutschland ist das Recht auf Wohnen tief in der Gesellschaft und gesetzlich verankert. Es gehört zu den Grundbedürfnissen und selbst ohne eigene finanzielle Mittel sorgt der Staat dafür, dass eine Wohnung gestellt wird.

Obwohl die Rechte der Mieter in Deutschland relativ ausgeprägt sind, lassen es sich manche Vermieter nicht nehmen und zeigen deutlich, dass Sie sich in einer höheren Machtposition befinden. Streitigkeiten zwischen Mieter und Vermieter können schnell entstehen. Etwa, weil die Lautstärke des Mieters als zu hoch eingeschätzt wird oder die Mieterhöhung als unangemessen gilt.

Liegen die Probleme auf dem Tisch, lässt sich die angespannte Beziehung in den seltensten Fällen noch einvernehmlich glätten. Mitunter kann es dazu kommen, dass der Vermieter den Mieter psychisch unter Druck setzt, damit dieser „freiwillig“ die Wohnung verlässt.

Befindest Du Dich selber in dieser Situation und bist dem Psychoterror des Vermieters ausgesetzt, dann solltest Du ganz genau Deine Rechte kennen. Die folgenden Tipps können eine Hilfe bieten, um unter dem Druck nicht sofort klein beizugeben.

Rechtliche Schritte einleiten

Möchte der Vermieter Dich schikanieren, stehen Ihm dafür eine Reihe von Möglichkeiten offen. Sei es mit einer fristlosen Kündigung oder indem im Winter die Heizung Deiner Wohnung abgedreht wird.

Mit diesen Maßnahmen verstößt der Vermieter ganz klar gegen geltendes Recht. Als Mieter steht es Dir frei bei Mängeln und deutlichen Einschnitten der Wohnqualität den rechtlichen Weg zu bestreiten.

Anders als oftmals angenommen ist dies nicht unbedingt teuer. Eine Anlaufstelle, die Dich in diesen Fragen ausführlich beraten kann, ist der Mieterschutzbund[1]. Als Mieter lohnt es sich diesem Verein beizutreten. Mit der Mitgliedsgebühr wird Dir bei offenen Fragen eine kostenlose Rechtsberatung angeboten. Dadurch hast Du von Anfang an einen Profi an Deiner Seite, welcher Dir genau aufzeigt, welche rechtliche Mittel Dir zur Verfügung stehen und ob etwa eine Mietminderung zulässig ist.

Indem Du nicht einfach Deinem Vermieter klein beigibst, sondern professionell reagierst, wird dieser merken, dass das Schikanieren nur zu seinem Nachteil ist. Manchmal lässt sich mit der richtigen Ansprache eines Anwalts der Psychoterror bereits merklich abschwächen.

Alles schriftlich dokumentieren

Briefumschlag
Kommuniziere nur auf dem schriftlichen Wege mit dem Vermieter, um eine ordentliche Dokumentation zu haben

Gespräche am Telefon oder im Hausflur sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Während der hitzigen Diskussionen verhärten sich die Fronten nur allzu oft und es wird keine gemeinsame Lösung gefunden. Einschneidender ist jedoch, dass sich diese Gespräche nicht dokumentieren lassen.

Besser ist es jeglichen Kontakt auf dem schriftlichen Weg durchzuführen. Dies kann per E-Mail oder postalisch sein. Beim Versenden von physischen Briefe ist es sinnvoll diese vor dem Versand selber einzuscannen und zu den Akten einzusortieren.

Indem jeglicher Kontakt mit dem Vermieter nachverfolgbar bleibt, erhältst Du eine genaue Übersicht über die Kommunikation. Im Schriftverkehr solltest Du Deinen Vermieter über mögliche Mängel aufklären und Fristen zur Ausbesserung setzen. Reagiert dieser nicht, kann die Heizung von einem Handwerker repariert werden. Die Kosten hätte in diesem Fall der Vermieter zu tragen. Nicht auf die Briefe zu reagieren erweist sich für den Vermieter also als relativ kostspielig.

Mietminderung durchsetzen

Der Psychoterror des Vermieters kann sich auf mehreren Ebenen abspielen. In den meisten Fällen schrecken Vermieter jedoch nicht davor zurück die Wohnqualität einzuschränken. Dies kann etwa sein, weil Mängel nicht behoben werden und dadurch dem Mieter ein Schaden entsteht.

Beispiele dafür sind Schäden am Wohnobjekt, ein Schimmelbefall oder eine kaum funktionierende Heizung. Treten solche Mängel auf, ist der Mieter nicht dazu verpflichtet den vollen Mietzins zu überweisen. Zunächst solltest Du Deinen Vermieter jedoch darauf hinweisen und Ihm die Chance zur Beseitigung des Mangels geben.

Liegt der Mangel auch nach einer angemessenen Frist immer noch vor, ist eine Mietminderung zulässig. Wie hoch diese ausfällt, hängt vom konkreten Fall ab. Übrigens ist die Mietminderung mit Vorsicht zu genießen. Wird die Miete nicht vollständig bezahlt, besteht für den Vermieter wiederum nach die Möglichkeit das Aussprechen einer wirksamen fristlosen Kündigung.

Justizia - Mietminderung
Gehe vor Gericht, um dort die Mietminderung zu bestätigen

Bevor Du die Mietminderung umsetzt, solltest Du Dich daher beim Mieterschutzbund erkundigen oder die Miete nur noch vorbehaltlich überweisen. Danach besteht die Möglichkeit einer Feststellungsklage, sodass die Mietminderung von richterlicher Seite bestätigt wird.

Nötigung seitens des Vermieters

Die Schikane des Vermieters schränkt nicht nur Deine Wohnqualität ein, sondern überschreitet mitunter auch den rechtlichen Rahmen. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, falls der Vermieter auf die Idee kommt die Wohnungstür einzumauern[2]. Auch das Installieren von Kameras in der Wohnung ist ein Eingriff in die Privatsphäre und verstößt gegen geltendes Recht.

Solche Gesetzesüberschreitungen musst Du Dir auf keinen Fall gefallen lassen. Bringe diese zur Anzeige und Dein Vermieter wird höchstwahrscheinlich aufgrund der Nötigung verurteilt. Übrigens steht Dir als Mieter der Rechtsweg immer zu. Aufgrund der Anzeige und folgenden Klage darf der Vermieter Dir nicht die Wohnung kündigen.

Schränkt das Verhaltens des Vermieters Deine Lebens- und Wohnqualität deutlich ein, dann scheue Dich nicht vor eine Anzeige. Du musst Dir diese Maßnahmen nicht gefallen lassen und falls Dein Vermieter mit einer fristlosen Kündigung versucht Dich einzuschüchtern, ist diese ohnehin unwirksam.

Eine neue Wohnung suchen

Du bist Dir nun im Klaren darüber, welche rechtlichen Mittel Dir zur Verfügung stehen. Als Mieter magst Du Dich zwar in einer gewissen Abhängigkeit gegenüber dem Vermieter befinden, doch dies bedeutet nicht, dass Du alles über Dich ergehen lassen musst. Sprich mit dem Mieterschutzbund oder dem Rechtsanwalt darüber, wie sinnvoll es erscheint den Rechtsweg zu beschreiten.

Für den eigenen Seelenfrieden ist der einzige Ausweg aus der Schikane des Vermieters, indem Du Dir eine neue Wohnung suchst. Langfristig leidet Deine Gesundheit deutlich unter dem Verhalten des Vermieters und Du solltest Dich diesem nicht aussetzen.

Verfügst Du über die finanziellen Mittel und lässt der Wohnungsmarkt es zu, dann versuche unverzüglich eine neue Wohnung zu finden. Andernfalls stellt das angespannte Verhältnis zum Vermieter eine hohe Belastung für Dich dar.

Weshalb üben Vermieter solch einen Druck aus?

Die Gründe, weshalb der Vermieter Dir nicht wohlgesonnen ist, können vielfältig sein. Es können persönliche Zwischenfälle dazu führen, dass der Vermieter Dich besonders im Auge hat. Mehrheitlich stehen jedoch finanzielle Interessen hinter dem Wunsch, dass der Mieter auszieht.

Dies betrifft vor allem Mieter in eher sozial schwachen Gegenden. Bei bestehenden Mietverträgen ist dem Vermieter eine klare Grenze gesetzt, wie stark er die Miete anheben darf. Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes entgehen Vermietern gerade in Ballungsgebieten durch die bestehenden Mietverträge eine hohe Rendite. Es wäre für Sie wesentlich profitabler, wenn der Mieter die Wohnung verlässt und ein neuer Mieter die Wohnung bezieht. Auf einen Schlag ist auf diesem Wege eine höhere Anhebung der Miete möglich, sodass der Vermieter mehrere Hundert Euro im Monat gewinnt.

Da nicht jeder Mieter freiwillig die Wohnung verlässt und kaum ein Vermieter eine Ablöse bezahlen möchte, greift dieser zu den miesen Tricks. Durch das Schikanieren soll der Mieter mehr oder weniger dazu gezwungen werden die Wohnung aufzugeben.

Mit dem Psychoterror des Vermieters umgehen

Als Mieter besteht ein hohes Interesse daran, ein gutes Verhältnis mit dem Vermieter aufzubauen. Nicht immer lässt sich eine freundliche Beziehung aufbauen und insbesondere wenn der Vermieter eher auf seinen finanziellen Vorteil pocht, kann sich daraus eine unangenehme Situation ergeben.

Setzt der Vermieter Psychotricks ein, um Dich zum Auszug zu bewegen, musst Du Dir das nicht gefallen lassen. Suche anwaltlichen Rat und gehe notfalls gerichtlich vor, um die Miete zu mindern.

Langfristig bleibt Dir aber nichts anderes übrig, als Dir eine neue Wohnung zu suchen. Dies hat nichts damit zu tun, dass Du klein beigibst, sondern Deine Gesundheit höher bewertest. „Der Klügere gibt nach“ heißt es und dieses Sprichwort trifft in dieser Zwickmühle als Mieter zu.

Setze Dich dem Psychoterror nicht länger als notwendig aus und gewinne Deine Lebensfreude zurück, indem Du eine neue Wohnung beziehst. Dort ist ein Neuanfang möglich und Du siehst die Wohnung wieder als sicheren Rückzugsort an, welcher zur Entspannung einlädt und Dein Zuhause darstellt.

Sebastian Jacobitz (M.Sc.)
Sebastian Jacobitz (M.Sc.)
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